CoronavirusNPLPandemieReal EstateNon Performing Loans in Zeiten der Corona Pandemie

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1.Die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Deutschland

Wer hätte gedacht, dass wir nach gut zwei Jahren immer noch so intensiv über das Coronavirus und die hiervon ausgelöste Pandemie sprechen, die zum Jahresbeginn 2020 ihren Anfang nahm. Mittlerweile wissen bereits Kindergartenkinder, was AHA- Regeln sind, was es bedeutet, geboostert zu sein und dass die neueste Virusvariante Omikron heißt.

1.1. Gesellschaftliche Auswirkung

Gesellschaftlich hat sich in den letzten beiden Jahren einiges verändert: digitales Lernen und Arbeiten, die Erforschung von Langzeitfolgen der Erkrankung selbst oder aufgrund von Social Distancing, aber auch die Etablierung von Homeoffice in Unternehmen (um nur einige wenige Faktoren zu nennen) führten durchaus zu einem gesellschaftlichen Umbruch mit vielen Vor- aber auch Nachteilen.

1.2. Wirtschaftliche Auswirkung

Die wirtschaftliche Auswirkung der Corona-Krise ist makroökonomisch sicher erst in einigen Jahren wirklich zu durchdringen, allerdings bereiten Nachrichten wie im Januar 2022, nach denen 160 Millionen Menschen weltweit zusätzlich aufgrund der Pandemie in Armut gestürzt sind, durchaus Sorge. Außerdem gibt es Branchen, die von der Krise profitierten wie etwa der Onlinehandel, es gibt aber auch solche, die massiv unter den Einschränkungen, die aufgrund der Pandemie notwendig wurden, leiden und deshalb existentiell bedroht sind.

Die Betrachtung der Finanzbranche im Lichte der Pandemie erfolgte bereits in einem sehr frühen Stadium. Beeindruckt von den Auswirkungen der Finanzkrise des Jahres 2008 wurden in den vergangenen 24 Monaten immer wieder umfangreiche Analysen erstellt, die zu dem Ergebnis kommen, dass insbesondere der Bankensektor in Deutschland bislang recht stabil durch die Corona-Pandemie navigiert werden konnte. Sicherlich liegt dies an der robusten Ausgangslage deutscher Bankhäuser, der eine relativ niedrige NPL- Quote sowie eine solide Eigenkapitalausstattung zugrunde liegt.

Die Frage ist jedoch, ob dies sowohl unter dem Aspekt eines weiteren Andauerns der Pandemie als auch potentiellen Spätfolgen derselben auch so bleibt.

1.3. Die Entwicklung der Bankenbranche in der Pandemie

Ein wesentlicher Treiber dafür, ob die Banken einen eher positiven oder eher negativen Ausblick in die Zukunft haben, dürfte die Frage der eigentlichen Dauer der Pandemie sein. Ging man Ende 2020 noch davon aus, dass man spätestens im Herbst 2021 aufgrund einer bis dahin entwickelten wirksamen Impfung nahezu wieder im vorpandemischen Zustand angelangt sei, lehrt uns die aktuelle Entwicklung, dass es sich bei der Corona-Krise um eine längerfristige Thematik handelt. Damit einher geht der Fakt, dass staatliche Hilfen befristet finanzielle Engpässe überbrücken sollten, diese Hilfszahlungen nunmehr aber zumindest teilweise bereits ausgelaufen sind und sicherlich selbst bei einem weiteren Andauern der Krise nicht bis zum Ende der Pandemie durch den Staat leistbar sind.

Kurioserweise gingen die Insolvenzquoten zu Beginn der Krise zurück- durchaus ein Indiz dafür, dass einige bereits angeschlagene Unternehmen versuchten, sich durch die Coronahilfsmaßnahmen gesundzustoßen. Mit dem Andauern der Pandemie dürfte dies nicht länger möglich sein, was auch der aktuelle Anstieg der Insolvenzen zeigt: So wurde laut statistischem Bundesamt im Dezember 2021 eine Erhöhung der beantragten Regelinsolvenzverfahren von 18,0 % gegenüber dem Vormonat verzeichnet. Im Vergleich zum Oktober 2021 gab es im November 2021 sogar einen Anstieg um 43,8%.

Dass es einen nicht unwesentlichen Zusammenhang zwischen der Insolvenzquote und dem Ausfall von Krediten gibt, ist allgemein bekannt und dürfte die deutschen Banken durchaus alarmieren. Des Weiteren dürften auch die Erleichterungen, die seitens der Bankenaufsicht für die Häuser im Rahmen der Corona-Krise eingeführt wurden, über kurz oder lang wieder zurückgenommen werden- als eines von vielen Beispielen sei an dieser Stelle die Erleichterung bei der Berechnung der Verschuldungsquote für Banken genannt. Diese läuft Ende März 2022 aus.

Damit einhergehend dürften auch die Spätfolgen der Pandemie mit Blick auf ein Ausschöpfen aller Möglichkeiten auf Seiten der Darlehensnehmer, was die Rettung der eigenen Existenz angeht, sein. Denn nicht nur der Fakt, dass einem Unternehmen nach dem Auslaufen der Staatshilfen finanziell gesehen die Puste ausgeht, spielt bei der perspektivischen Betrachtung eine Rolle, auch das Andauern von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemiefolgen sorgt dafür, dass sich Unternehmen- beispielsweise aus dem Gastro- und Hotelgewerbe- wirtschaftlich kaum wieder erholen können. Hierfür wären Erleichterungen der Coronaschutzmaßnahmen notwendig, die medizinisch und epidemiologisch bislang schlicht nicht angezeigt sind. Viele private Reserven sind mittlerweile aufgebraucht, was auch zukünftig dafür sorgen wird, dass finanzielle Engpässe nicht mehr durch Erspartes gedeckt werden können.

2. Potentieller Anstieg von non performing loans in Deutschland

Es besteht aus den genannten Gründen die Gefahr, dass die NPL Quote in Deutschland zukünftig wieder ansteigen wird. Die Tatsache, dass dies in den vergangenen Monaten der Pandemie noch nicht geschehen ist, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Risiko besteht.

2.1. Maßnahmen bei einem Anstieg der NPL- Quote

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Banken aufgrund der im Nachgang der Finanzkrise etablierten erhöhten Regulatorik besser gewappnet mit der Corona-Krise umgehen können. Dennoch bedarf es des nötigen Realismus beim Blick in die Kreditbücher, um wirklich gut vorbereitet in die post-Corona-Phase eintreten zu können: Aufgrund der staatlichen Hilfen erscheint es derzeit bei Weitem schwieriger, den tatsächlichen Zustand von Kreditnehmern gut und umfassend zu beurteilen, als dies noch vor der Krise der Fall gewesen ist. Dass etwa das Baugewerbe ganz besonders unter dem Fakt leidet, dass Lieferketten unterbrochen oder bestimmte Materialien überhaupt nicht lieferbar sind, ist einleuchtend. Die Entscheidung, ob diese Probleme 1. die einzigen und 2. nur vorübergehender Natur sind und 3. ob und wie das jeweilige Bau- Unternehmen auch ohne staatliche Unterstützung und trotz dieser Probleme leistungsfähig bleibt, steht auf einem anderen Blatt. Es dürfte zwingend notwendig sein, dass Banken an dieser Stelle viel Zeit investieren, um die notwendige Transparenz in die Geschäftsbeziehung zu ihren Kreditnehmern zu bringen, die notwendig dafür ist, die jeweilige Risikoposition abschließend zu bewerten.

Weil es in den vergangenen Jahren immer weniger non performing loans in Deutschland gab, weil deren Abwicklung, Auslagerung oder ihr Verkauf erfolgreich vonstatten ging und die Nachwehen der Finanzkrise durchaus umfänglich abgearbeitet wurden, dürfte es in vielen Bankhäusern auch an Spezialisten fehlen, die sich um ggf. noch während oder nach der Krise entstehendes notleidendes Geschäft kümmern können.

Des Weiteren kämpfen viele Banken nach wie vor mit der mangelnden Digitalisierung ihres Geschäftsmodells. Viele Defizite konnte die Krise in diesem Bereich aufdecken. Bis heute kann nicht jedes deutsche Kreditinstitut selbständig Analysen zu geänderten Faktoren wie etwa den Eintritt einer Krise wie die durch die Corona-Pandemie ausgelöste, fahren, maschinell verarbeiten und kurzfristige Handlungsempfehlungen hieraus ableiten. Grund hierfür sind teilweise immer noch veraltete Datenverarbeitungsprogramme, die eine schlechte Qualität und verminderte Verarbeitungsfähigkeit der Daten zur Folge hat. Im europäischen sowie dem Vergleich mit Nordamerika ist die Digitalisierung der deutschen Bankhäuser definitiv noch ausbaufähig.

Im Nachgang zu der eingehenden Analyse von Kreditrisiken muss eine entsprechende Abschirmung der gefundenen Risikopositionen erfolgen. Wertberichtigungen auf Risikopositionen sind in den vergangenen beiden Jahren stark angestiegen. Das spricht für eine sehr gute, weil vorsichtige Herangehensweise der Banken an potentielle Ausfallrisiken. Aber auch die Anpassungen der MaRisk zum Umgang mit NPLs und dabei insbesondere die 6. MaRisk-Novelle, die mit Rundschreiben der BaFin vom 16.08.2021 veröffentlicht wurde und deren Umsetzung wird dazu führen, dass der Umgang mit potentiellen NPLs mehr Aufwand bei den Banken erfordert.

3. Fazit

Auch, wenn die deutschen Banken im europäischen Vergleich im Bereich der NPL-Quoten (noch) sehr gut abschneiden: ein gesundes Maß an Achtsamkeit ist erforderlich, um weiterhin handlungsfähig zu bleiben, denn: Wie hoch die Quote ausgefallener Kredite letztlich ist, spielt makroökonomisch nur dann eine Rolle, wenn hierdurch die Kapazität bei der Kreditvergabe der Banken eingeschränkt ist. Und genau das kann keine Wirtschaft brauchen: Banken, die mit der Abarbeitung ihrer faulen Kredite beschäftigt sind, Kapital, das hierfür gebunden ist und deshalb die Wirtschaft ins Stocken gerät, weil die Neukreditvergabe eingeschränkt ist. Deshalb gilt wie in allen Lebensbereichen auch für die Banken: aus der Not eine Tugend machen, Defizite beheben und mit einem optimistischen Blick in eine nachpandemische Zeit blicken, dann kann auch einer potentiellen NPL- Welle gut gewappnet begegnet werden.

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