NPLReal EstateNPL- Quote in Deutschland: Trübe Aussichten für Gläubiger

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Die Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing

Seit mittlerweile über drei Jahren bin ich Beiräten der BKS (Bundesvereinigung für Kreditankauf und Servicing) e.V.

Von sich selbst schreibt die BKS:

Die Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) wurde 2007 gegründet, hat ihren Sitz in Berlin und vertritt die Interessen ihrer über 35 im Sekundärmarkt tätigen Mitgliedsunternehmen in Deutschland. Bezogen auf das Transaktionsvolumen spiegeln die Mitglieder der BKS den größten Teil des deutschen Marktes wider. Die BKS setzt sich zusammen mit ihrem Beirat, der überwiegend aus Vertretern deutscher Kreditinstitute besteht, auf politischer und fachlicher Ebene für einen funktionierenden und transparenten Sekundärmarkt ein. Mit Portfoliotransaktionen und Servicing von NPLs (Non-performing Loans) sichern Kreditdienstleister die Liquidität des Bankensektors. Der Verkauf von notleidenden Darlehensforderungen hilft Banken, Sparkassen und Landesbanken, Risikostrukturen zu verbessern und Liquidität zu sichern, um Neukredite an Darlehensnehmer zu vergeben.

In regelmäßigen Abständen befragt die BKS Marktteilnehmer zu ihrer Sicht auf die NPL-Quote und die damit verbundene gesamtwirtschaftliche Lage. Das Ergebnis dieser Befragung wird im „NPL- Barometer“ veröffentlicht. Die wesentlichen Inhalte desselben aus dem Jahr 2023 fasse ich in diesem Blogbeitrag zusammen und kann eines vorwegnehmen: Expertinnen und Experten sehen gute Gründe für einen Anstieg bei den Non Performing Loans.

Hintergründe für den Anstieg der NPL- Quote

Die deutsche Wirtschaftsleistung ist derzeit zurück gegangen, was in Kombination mit dem Anstieg des derzeitigen Zinsniveaus durchaus zu Problemen innerhalb deutscher Bankhäuser führt. Unabhängig von dem scheinbaren Schwerpunkt auf Problemen im Commercial Real Estate Segment, gehen die für das NPL- Barometer Befragten von einem Anstieg der NPL- Quote in allen Assetklassen aus. Die Häufung von Krisen- wir kommen aus Jahren Corona-Pandemie, erleben einen Krieg in Europa mit allen verbundenen Themen wie Rohstoffengpässe, Energiekrise und eine immense Inflation- in Kombination mit dem starken Anstieg des Zinsniveaus macht der deutschen Wirtschaft stark zu schaffen.

Eben weil der Staat während der Pandemie weitreichende Hilfen und Erleichterungen für Unternehmen angeboten hat, bestehen hierfür in der nunmehr eingeläuteten nächsten Krise keine Kapazitäten mehr. Im Gegenteil: die öffentlichen Haushalte sind angespannt.

Ergebnisse des NPL- Barometers

Noch nie zuvor war das Ergebnis des NPL- Barometers so eindeutig: Die Marktteilnehmer im Non Performing Loan- Bereich gehen von einem starken Anstieg von NPLs generell, aber auch einem Abfall der erzielbaren Kaufpreise für NPLs aus.

Anstiege gibt es hauptsächlich bei den Konsumentenkrediten sowie den gewerblichen Immobilien (Corporate Real Estate, CRE). Die Erwartungen im CRE-Bereich fallen dabei am größten aus. Allerdings ist auch bemerkenswert, dass 65 Prozent der Teilnehmenden für den Bereich Residential Real Estate (RRE) mit steigenden Beständen rechnen, obwohl nur 35 Prozent einen Anstieg in den vergangenen zwölf Monaten registriert haben. Der Anstieg der NPLs spiegelt sich in sinkenden Verkaufspreisen für Portfoliotransaktionen notleidender Kredite wider. Besonders groß war der Anteil der Befragten, die gesunkene Preise im Bereich der CRE-Kredite beobachteten (78 Prozent) und dies auch erwarten (95 Prozent).

Der Blick in die Zukunft

Die Schätzungen für die NPL-Volumina in den deutschen Banken bis Ende 2023 und Ende 2024 fallen nach wie vor konservativ aus.

  • Erwartung für Ende 2023: 36,1 Milliarden Euro an notleidenden Krediten
  • Erwartung für Ende 2024: 41,6 Milliarden Euro an notleidenden Krediten.
  • Im Juni 2023 meldete die EBA einen Wert von 33,6 Milliarden Euro.

Konservativ fallen die Schätzungen auch mit Blick auf die NPL-Quoten aus:

  • Für unbesicherte Konsumentenkredite wird bis Ende 2023 im Schnitt mit einer Quote von 2,5 Prozent gerechnet.
  • Bis Ende 2024 erwarten die Teilnehmenden im Schnitt eine Quote von 2,8 Prozent für ungesicherte Konsumentenkredite.

Besonders im Immobiliensektor beobachten wir seit geraumer Zeit einen starken Markteinbruch, der erfahrungsgemäß immer mit notleidenden Krediten und sinkenden Immobilienpreisen einhergeht. Mit Blick auf anstehende Refinanzierungsrunden wird es hier auch in naher Zukunft nicht zu einer Entlastung kommen.

Das vollständige NPL- Barometer ist hier abrufbar: https://bks-ev.de/wp-content/uploads/2023/11/NPL-Barometer-2023-Herbst.pdf

 

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