Nach der Pleite folgt immer öfter das endgültige Aus

Warum Unternehmensinsolvenzen 2025 seltener saniert und häufiger liquidiert werden

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt – das ist längst keine Überraschung mehr. Doch ein alarmierender Trend verschärft die Lage zusätzlich: Immer mehr Insolvenzverfahren enden nicht mit einer Sanierung, sondern mit der endgültigen Geschäftsaufgabe.

Insolvenzzahlen steigen – 2025 droht ein neuer Höchststand

Laut der Creditreform-Wirtschaftsauskunft wird die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2025 auf rund 20.350 steigen – das wäre der höchste Stand seit 2016 (Creditreform, 2024). Bereits im ersten Halbjahr 2024 lag der Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei über 25 Prozent. Diese Entwicklung zeigt: Viele Unternehmen geraten nicht nur in Schieflage, sondern finden auch keinen Ausweg mehr.

Warum Sanierungen immer seltener gelingen

Während früher in vielen Fällen eine Sanierung im Rahmen des Insolvenzverfahrens möglich war, bleibt dieser Weg inzwischen häufiger versperrt. Die Gründe hierfür sind vielfältig – aber gut dokumentiert:

  • Fehlende Liquidität und hohe Schuldenlast: Unternehmen melden häufig erst dann Insolvenz an, wenn die finanziellen Reserven erschöpft sind und eine echte Sanierungsfähigkeit nicht mehr gegeben ist. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben Unternehmen in Krisensituationen oft keinen ausreichenden Zugang zu kurzfristiger Liquidität, was eine Sanierung erheblich erschwert (IW Köln, 2023).
  • Strukturelle Schwächen: Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) leiden unter veralteten Geschäftsmodellen, einem zu geringen Digitalisierungsgrad und fehlenden Skaleneffekten. Das reduziert die Attraktivität für Investoren und erschwert die Gläubigerüberzeugung im Rahmen eines Insolvenzplans.
  • Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung: Eine späte Anmeldung – oft aus Hoffnung oder Unsicherheit – führt dazu, dass die Handlungsspielräume bereits weitgehend aufgebraucht sind.

Besonders betroffen: Bau, Einzelhandel, Gastronomie

Ein Blick in die Branchen zeigt: Die Pleiten treffen nicht alle gleichermaßen. Besonders betroffen sind:

  • Baugewerbe: Die Zahl der Insolvenzen im Bauhauptgewerbe stieg laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2024 um 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Destatis, 2024). Gründe sind unter anderem gestiegene Baukosten, die Zinswende, sinkende Nachfrage im Wohnungsbau und anhaltende Unsicherheiten bei der Projektfinanzierung.
  • Einzelhandel: Der Strukturwandel durch E-Commerce, Konsumzurückhaltung und Standortkosten belasten die Branche. Viele kleinere Betriebe haben Schwierigkeiten, sich in der neuen Handelslandschaft zu behaupten.
  • Gastronomie: Die Nachwirkungen der Pandemie, steigende Energie- und Personalkosten sowie ein verändertes Konsumverhalten führen zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber wirtschaftlichen Schocks.

Exogene Faktoren verschärfen die Situation

Neben branchenspezifischen Problemen wirken sich auch externe Faktoren massiv auf die Insolvenzlage aus:

  • Pandemiefolgen: Viele Unternehmen leben noch immer von der Substanz, nachdem staatliche Hilfen ausgelaufen sind.
  • Energiepreisschock: Besonders energieintensive Betriebe leiden unter den seit 2022 deutlich gestiegenen Kosten – ein Trend, der sich durch geopolitische Unsicherheiten weiter verstärken kann.
  • Konjunkturschwäche: Die gesamtwirtschaftliche Lage – geprägt von stagnierendem Wachstum, Inflation und Kaufzurückhaltung – dämpft sowohl Investitionen als auch Konsum.

Was bedeutet das für Gläubiger und Berater?

Für Gläubiger wie auch für Berater bedeutet dieser Trend: Frühzeitiges Erkennen von Krisenanzeichen und ein professionelles Krisenmanagement werden zur Schlüsselkompetenz. Eine erfolgreiche Sanierung erfordert heute mehr denn je:

  • Konsequente Analyse der Sanierungsfähigkeit
  • Rasche und fundierte Kommunikation mit Gläubigern
  • Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle
  • Professionelle Vorbereitung von Insolvenzplänen

Fazit

Die Aussage „Nach der Pleite folgt immer öfter das endgültige Aus“ beschreibt treffend den aktuellen Trend in Deutschland. Die steigenden Insolvenzzahlen sind besorgniserregend – doch noch gravierender ist der Rückgang erfolgreicher Sanierungen. Unternehmen, Berater und Gläubiger müssen sich auf ein anspruchsvolles Jahr 2025 einstellen. Wer rechtzeitig handelt, kann noch Einfluss nehmen – wer zögert, riskiert den Totalausfall.

 

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