bussineslawCoronaviruskrise: Finanzkrise durch Corona?

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  1. Wen betrifft die Coronaviruskrise?

Alle Augen sind jetzt auf die kleinen Unternehmen und den Mittelstand gerichtet. Denn dass jetzt Taxiunternehmer, Friseure und Boutiquen binnen kürzester Zeit an den Rand ihrer Existenzfähigkeit gedrängt werden, erscheint logisch. Auch größere Unternehmen wie etwa die Restaurantkette „Va Piano“, die bereits vor der Coronaviruskrise ums nackte Überleben kämpften, hebelt die verhängte Ausgangsbeschränkung jetzt gänzlich aus und die Insolvenz, deren Abwenden man in den vergangenen Monaten immer wieder gefeiert hat, musste mittlerweile angemeldet werden. Für derartige Unternehmen hat quasi das Schicksal- in Gestalt eines Virus- darüber entschieden, wie es weitergeht. Denn in Zeiten wie diesen helfen alle Anstrengungen, sämtliche Umstrukturierungen und neuen Ideen nicht mehr, um das Unternehmen aus der roten Zone zu befördern. Wenn sich schlicht niemand mehr bei Va Piano in die Schlange stellen darf, ist auch ein top- überarbeitetes Konzept für die Katz. Das ist tragisch und schlimm, aber in Zeiten wie diesen nicht verwunderlich.

  1. Die Finanzwelt in der Krise?

Eine interessante Frage ist jetzt durchaus, was eigentlich mit den Banken und darunter den ganz großen Playern der deutschen Finanzwirtschaft passiert. Denn zugegebenermaßen steht es ja auch um Bankhäuser wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank bereits seit langer Zeit nicht gut. Was jetzt die Coronaviruskrise mit derart gebeutelten Unternehmen macht, bleibt abzuwarten.

In jedem Fall deuten die Maßnahmen der Aufsichtsbehörde BaFin sowie der EZB darauf hin, dass das Risiko für den Bankensektor als sehr wesentlich eingestuft wird. Dies aber (noch) vor allem im Lichte der Risiken für potentielle Bankkunden, z. B. Unternehmer, die durch die Krise jetzt in finanzielle Engpässe gedrängt werden und dringend die Aufstockung eines Kredites benötigen, um überhaupt überleben zu können.

Ich sehe jedoch auch ein Risiko für die Banken selbst.

a. Vergleich Coronavirus und Finanzkrise 2008

An dieser Stelle lohnt sich der Vergleich der Auswirkung, die die derzeitige Krise hat mit der in der Finanzkrise 2008:

Die Finanzkrise 2008 betraf einen Mikroausschnitt der Gesamtwirtschaft, der sich in einem ersten Schritt sehr hart nur auf die Finanzwirtschaft selbst und erst in einem zweiten Schritt auch auf die Makroebene unserer Gesellschaft auswirkte. In meinen Augen waren diese Auswirkungen übrigens durchaus auch positiv, denn die Finanzkrise führte endlich dazu, durch im Nachgang geschaffene Regelungen für die Finanzierer völlig abwegige Finanzierungen zumindest einzudämmen.

Anders als in der Finanzkrise 2008/2009 ist jetzt jeder Bereich der Wirtschaft betroffen, vom Gastronomen bis zum Rentner, von der Lehrerin bis hin zum Tennishallenvermieter. Es gibt praktisch keine Personen- oder Unternehmensgruppe, die nicht primär oder sekundär wirtschaftlich von der Coronaviruskrise betroffen wäre. Es geht jetzt nicht um einen Vertrauensverlust zwischen den Bankhäusern, sondern um einen elementaren Schock, der durch sich wie ein Faserriss durch alle Wirtschaftssektoren frisst.

Mit gezielten Maßnahmen konnten Banken im Nachgang zur Finanzkrise 2008/2009 gestützt oder wie die Münchener Hypo Real Estate (HRE) oder die WestLB durch staatlich geschaffene Abwicklungsanstalten wie die FMS Wertmanagement oder die Erste Abwicklungsanstalt vor einer Insolvenz bewahrt werden. Hierbei handelt es sich um Mammutaufgaben, die sehr gut bewerkstelligt werden konnten.

Durch die Coronaviruskrise kommen jetzt aber ganz andere Giganten auf den Prüfstand- und zwar in einer Vielzahl. Die Versprechungen der Politik mindern die Panik an den Märkten nicht wirklich, wie die Verfolgung der Entwicklungen an der Börse während der letzten Tage zeigt. Fraglich ist, wie sich Banken, die bereits vor der Krise nicht besonders gut dastanden, jetzt strategisch aufstellen. Unterstützt werden die Bemühungen sicherlich durch nationale, aber auch europäische Maßnahmen von Seiten der EZB und BaFin.

b. Maßnahmen der EZB

Bereits am 12.3.2020 verkündete die EZB, den europäischen Banken mit langfristigen Krediten zu helfen, um den Geldfluss in die Wirtschaft nicht ins Stocken geraten zu lassen. Neben dem Ausweiten des Anleihekaufprogramms und dem Plan, weitere 120 Milliarden EURO hierfür in die Hand zu nehmen, soll auch der Zinssatz beim Rekordtief von 0,0% verbleiben.

c. Maßnahmen der BaFin

Die staatliche Finanzaufsicht BaFin lockerte zeitgleich die für den Sommer geplante Verschärfung der Kapitalauflagen für deutsche Banken. Zur Erinnerung: dieser zusätzliche Kapitalpuffer sollte eigentlich als staatliche Auflage ab Juli 2020 aufgebaut werden, weil die deutschen Banken (erneut) zu lax bei der Kreditvergabe wurden. Durch die Krise sieht die Bankenaufsicht nunmehr die Gefahr, dass Banken keine Kredite mehr gewähren, um sich vor den hohen Ausfallrisiken zu schützen, sprich, der geplante Kapitalpuffer wird vorerst auf „0“ heruntergefahren, um mehr Spielraum zu haben.

d. Effekt

Diese Maßnahmen können und werden zu einer Entlastung der Banken führen, wenn sie gesund sind. Dann können sie durch diese Erleichterungen ihre Kreditvergabe aufrechterhalten und so ggf. ihre in Schieflage geratenen Kunden durch Darlehen unterstützen und ggf. vor der Insolvenz bewahren.

  1. Fazit

Diejenigen Banken, die aufgrund ihres veralteten Geschäftsmodells, ihrer milliardenhohen Altlasten an toxischen Papieren und notleidenden Krediten ums eigene Überleben kämpfen, werden durch diese Krise bestenfalls nur (erneut) ins Wanken geraten. Am Ende können Kreditstundungen, Überbrückungskredite und ähnliches durch die getroffenen Maßnahmen der BaFin und EZB besser von den Banken dargestellt werden. Es wird aber auch etliche Kreditausfälle geben, die durch das Netz aller staatlichen Maßnahmen fallen. Und das erhöht das schlechte Geschäft eben gerade bei den Banken.

Jetzt davon auszugehen, es gäbe ganz sicher eine Finanzkrise nach Corona wäre verfrüht. Ich halte es aber auch für blauäugig, davon auszugehen, dass die Lockerungsmechanismen für die Banken dazu führen, dass allen geholfen wird. Es gibt Geschäftszweige, die werden sich auch durch einen Überbrückungskredit nicht mehr erholen- denn Kredite sind eben irgendwann einmal zurück zu zahlen. Wie lange der Atem der deutschen Banken ist, wird sich jetzt zeigen, denn:

Eine Krise ist immer auch Katalysator und perfekt dazu geeignet, die „Guten“ von den „Schlechten“ zu unterscheiden. So ergeben sich neue Möglichkeiten für andere, die innovativer, moderner und beizeiten auch vorsichtiger agiert haben.

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