Meinen Berufseinstieg hatte ich unmittelbar nach Jurastudium und Rechtsreferendariat bei der Unicredit Bank. Hier wurden die Weichen für das Finden meiner Passion- dem „Loan-Workout“, das heißt der Sanierung, Restrukturierung Abwicklung von Darlehen- gestellt. Rückblickend war der recht konservative Antritt der Bank, was den Umgang mit notleidendem Geschäft angeht, für mich prägend- nicht nur aus Reputationsgründen, sondern vor allem auch aus sozial-ethischen Gründen ging die Bank sehr rücksichtsvoll mit ihren Kreditnehmern um. Ich war im Bereich der für die Bank relevanten „Klumpenrisiken“ zuständig und wickelten größtenteils immobilienbesicherte Darlehen von Einzelpersonen ab. Hier hatte ich es oft auch mit unverschuldet in Schieflage geratenen Kreditnehmern zu tun.
Ganz im Gegensatz zu meiner Tätigkeit bei der Unicredit Bank traf ich während meiner Tätigkeit im Portfoliomanagement des amerikanischen Finanzinvestors Lone Star oftmals auf „Profischuldner“, die meist nicht unverschuldet, sondern durchaus nicht unabsichtlich in Schieflage geraten waren. Der klare Fokus lag bei Lone Star nicht auf der behutsamen und auf den Erhalt der Geschäftsbeziehung gerichtete Abwicklung der Darlehen, sondern um schnelle und wertmaximierende Durchsetzung bestehender Ansprüche. Hier ging es um die Anwendung aller rechtlich möglichen Werkzeuge, um die von Lone Star gekauften Darlehen zurückzuführen- hier wurde zwangsvollstreckt, wurden Insolvenzen angemeldet und begleitet sowie Zwangsverwaltungen etabliert, überwacht und liquidiert. Zu diesem Zweck wurde der Servicer „Hudson Advisors Germany“ in Deutschland gegründet, der als Startup die von Lone Star gekauften Portfolien abwickelte. Diese Startupdynamik faszinierte mich von Anbeginn- ich war praktisch in allen internen Prozessen involviert und konnte das Unternehmen von Beginn an mit aufbauen.
Während meiner Tätigkeit für Lone Star war ich eineinhalb Jahre nach Bermuda entsandt und repräsentierte den Fund gegenüber internationalen Investoren. Dieser Inselaufenthalt war nicht nur beruflich ein Highlight, sondern auch für mich persönlich. Bermuda ist ein Schmelztiegel vieler Kulturen- ein wilder Mix aus USA und Commonwealth mit starken Einflüssen der Karibik. Von meinen multikulturellen Erfahrungen und Eindrücken profitiere ich heute noch.
Nach einer dreimonatigen Phase während der ich als selbständige Rechtsanwältin für die Silverton Group arbeitete, folgte ich dem Ruf, Teil der bundeseigenen Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement AöR zu werden. Mit einer Bilanzlänge von € 350 Mrd. (€ 175 Mrd. Nominalvolumen plus Derivate in gleicher Höhe) und einem immobilienbesicherten Portfolioteil von rund € 27 Mrd. mit 1603 Kontrahenten, 3512 Einzelpositionen und einem geographischen Schwerpunkt auf UK, USA und Germany erschien mir dieser Ruf als Traum, dem ich als Restrukturiererin und Liquidatorin einfach folgen musste.
Zuständig war ich von Beginn an für Portfolioteile in aller Herren Länder, die an Komplexität praktisch nicht zu überbieten sind. Davon abgesehen wehte auch hier der Startup-Wind durch die Flure, denn das Unternehmen wurde unter dem bundeseigenen Rettungsschirm Soffin eigens für die in Schieflage geratene HypoRealEstate (HRE) gegründet. Während meiner Zeit bei der FMS-WM konnte ich nicht nur das Team im Commercial Real Estate Segment aufbauen und die Geschäftsführertätigkeit für die FMS-eigenen deutschen Immobilienbeteiligungen ausüben. Im Jahr 2013 initiierte und leitete ich die Gründung einer neuen Abteilung, verantwortete die gesamte schriftlich fixierte Ordnung und berichtete als stellvertretende Geschäftsleiterin und Prokuristin direkt an den Vorstandssprecher. In meiner Funktion als Committees- Beauftragte war ich als Bindeglied zwischen Verwaltungsrat und Geschäftsführung mit allen strategischen Entscheidungen des Unternehmens betraut.