CoronavirusNPLPandemieDie europäische Bad Bank

EU- Asset Management Companies (AMCs) in der Welt der Non-Performing-Loans (NPLs)

Spätestens seitdem Andrea Enria, der amtierende Vorsitzende der EBA, die Notwendigkeit einer europäischen Bad Bank postierte, beschäftigen sich die NPL- Professionals mit der Frage einer europäischen Asset Management Company (AMC). Andrea Enria blieb mit seinen Überlegungen im Nachgang auch nicht allein, da seine Auffassung vom Chef des Eurorettungsschirm, Klaus Reling, sowie Vitor Constancio, dem EZB Vizepräsidenten bekräftigt wurde.

Ausgangssituation

Nicht zuletzt wegen der anhaltenden Coronakrise ächzen die europäischen Banken unter der Last notleidender Kredite. Perspektivisch wird dieser Zustand sich in den nächsten Monaten eher verschlechtern. Dies bremst die Kreditvergabe der Banken und damit auch das Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union. Beides- Kreditvergabe wie Wirtschaftswachstum- werden aber zur Abfederung der Coronakrise dringend benötigt. Mit Blick auf die schwindelerregenden Beträge, die als Staatshilfen zur Verfügung gestellt wurden und werden, um die von der Krise gebeutelten Unternehmen zu stützen, bedarf es eines ebenso enormen Wirtschaftswachstums, um diese Schuldenlast irgendwann wieder zurückzahlen zu können. Und auch, wenn sich aufgrund der im Zuge der Finanzkrise verordneten hohen Eigenkapitalquoten bei den Banken viele Szenarien von damals  in der derzeitigen Krise nicht wiederholen dürften- am Ende muss die Zeche irgendwer bezahlen. Das wird nach Ansicht oben genannter Wirtschaftsgrößen nicht geschehen, wenn die Banken aufgrund der hohen Belastung durch NPLs nicht voll handlungsfähig sind. Eine universelle Lösung, die allen europäischen Banken gleichsam zugute kommen kann, ist deshalb keine Science Fiction, sondern hat durchaus ihre Daseinsberechtigung.

Gegnerische Stimmen gibt es indes auch mehr als genug. Auch diese sind nachvollziehbar: Letztlich sind die Ansätze der einzelnen EU- Staaten im Umgang mit ihren unterschiedlich hohen- aber insgesamt durchschnittlich zu hohen- NPL-Quoten Stand heute einfach zu heterogen, um die Idee einer einheitlichen Asset Management Company, die auf EU-Ebene agiert, zu etablieren. Vor allem die Angst der Verlustbeteiligung über Landesgrenzen hinaus, befeuert die Kritik an der europäischen Bad Bank.

Das Prinzip der Bad Bank

Die Überlegungen zur europäischen Bad Bank indes sind nicht neu, da die Institution der Bad Bank ja bereits auf nationaler Ebene in vielen Ländern etabliert ist. In Deutschland sind sogar zwei staatliche Abwicklungsanstalten mit der FMS Wertmanagement und der Ersten Abwicklungsanstalt im Nachgang der Finanzkrise gegründet worden. Beide funktionierten nach dem gleichen Prinzip, das Andrea Enria (erneut) aufbrachte: Im Falle der FMS Wertmanagement übernahm diese Risikopositionen der vormaligen HypoRealEstate Bank und bewahrte diese so vor der Insolvenz. Die Bank befreite sich von toxischem und nichtstrategischem Geschäft- und das, ohne sich lang mit einzelnen Portfolioverkäufen beschäftigen zu müssen.

Die kritische Frage bei Bad Banks- ob nationaler oder europäischer Ansatz- ist immer die Frage, zu welchem Wert Assets übernommen werden sollen. Enrias Vorschlag ging dahin, dass durch die Bewertung der zu übernehmenden Assets mit Blick auf einen langfristig zu erzielenden Marktpreis, aktuelle Krisensituationen abgemildert werden könnten. Im Endeffekt werden also Vermögenswerte übernommen zu einem Preis, der aktuell auf dem Markt zwar nicht erzielbar wäre, jedoch gegebenenfalls irgendwann einmal wieder zu erzielen sein dürfte. Stattet man die Bad Bank sodann mit einem langen Atem aus und räumt ihr weite Abwicklungszeiträume ein, könnte sie bestimmte Krisensituationen „einfach aussitzen“, durch produktives Assetmanagement Verluste minimieren und auf den richtigen Zeitpunkt eines Verkaufs warten.  Das hört sich immer dann gut an, wenn diese Rechnung aufgeht, sprich, nach Abflauen der aktuellen Krisensituation, auch ein höherer Wert als der Übertragungswert erzielbar ist. Doch wer übernimmt den Verlust, wenn diese Wertaufholung über den Abwicklungshorizont nicht möglich ist? Andrea Enria geht davon aus, dass dies im Zweifel das jeweilige Mitgliedsland stemmen müsse. Dies wiederum erfordere Staatsgarantien, vor denen viele Staaten (derzeit noch) zurückschrecken. Dies sicherlich auch vor dem Hintergrund, dass die Risiken nur schwer abschätzbar sein dürften- wer will schon den Blick in die Zukunft wagen? Gleichzeitig würde diese Garantieübernahme aber denjenigen den Wind aus den Segeln nehmen, die sich aus Sorge vor einer Vergemeinschaftung von Staatsschulden gegen die Etablierung einer europäischen Bad Bank wenden.

Fazit

Das Prinzip der europäischen Bad Bank wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert. Diese Diskussion ist durch die Äußerungen von Andrea Enria erneut entfacht worden. Eine genaue Betrachtung der Möglichkeiten erscheint hier auf EU- Ebene weiterhin ratsam- die Coronakrise wird definitiv Langzeitfolgen haben, die sich massiv auf die NPL- Quoten der europäischen Banken niederschlagen werden. Auch, wenn sie Stand heute nicht so schlimm sind wie befürchtet- Europa sollte gewappnet in diese Nach-Krisensituation gehen und sich dabei alle Möglichkeiten der Ausrichtung offenhalten.

 

 

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