businesslawofficeDas Coronavirus und die Moral

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1. Die Finanzkrise 2008

Die Finanzkrise vor über 12 Jahren deckte auf, welche Auswüchse der globalisierte Kapitalismus in der Finanzwelt hervorbrachte. Es wurde aufgezeigt, wie sich vor allem Banker immense Summen “erwirtschafteten”, indem sie völlig absurde Geschäfte tätigten. Diese Geschäfte werden in Deutschland immer noch “verdaut”, obwohl sie lange vor der Finanzkrise 2008 getätigt wurden. Die deutschen Abwicklungsanstalten, die sich um die Abwicklung der toxischen und nichtstrategischen Papiere von HypoRealEstate und WestLB kümmern, haben immer noch recht ordentliche Portfolien, die sie- anders wie ursprünglich geplant- auch noch viele Jahre abwickeln werden und müssen.

2. Lessons learnt

Ein Resultat der Finanzkrise ist die starke Regulierung der Banken, um Boni-getriebenen, raffgierigen Bankern den Garaus zu machen und darauf hinzuwirken, die Verantwortung, die die Finanzhäuser tragen, weil sie Kredite vergeben dürfen (und damit eine tragende Rolle für das Wirtschaftssystem spielen), so ausüben zu können, dass sie sinnvoll die Wirtschaft ankurbeln- aber eben nicht um jeden Preis. Im Zuge und Nachgang zur Finanzkrise kam es aber auch zu einer regelrechten Ächtung der Banker und durchaus auch dem Berufsbild des Bankers. Stigmatisierung nennt man das wohl- und so unfair sie für den Großteil aller Banker auch gewesen sein mag, weil natürlich nicht jeder Sparkassenangestellte sich Boni mit schrägen Geschäftsabschlüssen verdiente- sie half möglicherweise auch der Gesellschaft, abzuschichten und zu verstehen, was da eigentlich im Vorfeld der Krise vonstatten gegangen war. Es wurde gesellschaftlich darüber diskutiert, was moralisch ist und was unmoralisch ist und wie weit Kapitalismus eigentlich gehen darf. Eine sinnvolle und gute gesellschaftliche Diskussion!

3. Aktuelle Situation

Jetzt schreiben wir das Jahr 2020 und wir befinden uns inmitten einer wesentlich globaleren und weitreichenderen Krise als das noch vor 12 Jahren der Fall war. Nicht nur die Finanzwelt ist betroffen- eigentlich alle Wirtschaftszweige sind direkt oder indirekt in Mitleidenschaft gezogen. Glücklicherweise gibt es jetzt keinen Schuldigen, der- wie vor 12 Jahren die Banker- stigmatisiert werden könnte. Jetzt gibt es zwar Verschwörungstheorien, aber höchstwahrscheinlich ist einfach “nur” ein Coronavirus mutiert und beschert uns jetzt diese Krise mit all ihren Facetten. Dennoch spielen sich- erneut- unsägliche Szenarien ab. Zwei Beispiele sind dabei besonders verwerflich und werfen erneut die Frage nach der Moral in der Wirtschaft auf:

1. Das Angebot von Mundschutzmasken zu einem vielfachen des üblichen Preises. Dabei ist verständlich, dass die erhöhte Nachfrage nach Mundschutzmasken den Preis in die Höhe treibt. Das ist wirtschaftlich nachvollziehbar und in einem angemessenen Rahmen auch in Ordnung. Sich jedoch an der Notlage ganzer Gesundheitssysteme zu bereichern ist eine Frechheit und schlicht unmoralisch. Es geht um Menschenleben und da sollte die eigene Raffgier einfach schweigen.

2. Die Nichtzahlung von Miete durch Mieter wie Deichmann, H&M oder Adidas. Die Presse ist voll von Unternehmen, die jetzt wirklich ums Überleben kämpfen. Unternehmen, die irgendwie versuchen, ihre Produktion umzustellen, etwa von T-Shirt- auf Mundschutzherstellung wie bei Trigema. Und keine zwei Wochen nach der behördlich verfügten Ausgangsbeschränkung kündigen ausgerechnet die großen Player auf dem Mietmarkt wie H&M und Deichmann oder Adidas ihre Mietzahlungen an? Klaro: gleiches Recht für alle, sprich, wenn rechtlich möglich, muss diese Möglichkeit auch denjenigen Mietern offenstehen, die es sich auch einmal leisten könnten, einen Monat nur eingeschränkten Umsatz zu machen. Fraglich ist aber, ob man ausgerechnet jetzt auf seinem Rechte beharren muss. Denn: wenn jetzt alle, auch diejenigen, die die Krise nicht so hart trifft, staatliche Hilfen oder rechtliche Lockerungen in Anspruch nehmen, bleibt am Ende eben einfach weniger für die Allgemeinheit. Und das ist keine Frage nach dem, was rechtlich möglich ist, sondern danach, was moralisch verwerflich ist.

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